Die Girocard ist die am häufigsten genutzte Zahlungsmethode in Deutschland. Viele von uns kennen sie noch unter ihrem alten Namen EC-Karte. Dieser Name ist jedoch seit 2007 nicht mehr gültig. Deshalb verwenden wir in diesem Artikel beide Bezeichnungen synonym.
Neuerdings gibt es immer wieder Berichte, wonach die EC-Karte bald das Zeitliche segnen wird. In diesem Artikel klären wir aber, dass derzeit kein Grund zur Panik besteht – und welche Folgen ein Verschwinden der EC-Kartenzahlung für uns Verbraucher hat.
Was ist eine EC-Karte?
Die Girocard ist ein bargeldloses Zahlungssystem, das seine Entstehung 1968 durch die Eurocheques und die Eurocheque-Karte (auch EC-Karte oder Scheckkarte genannt) fand. Die Abkürzung „EC“ steht dabei für „Electronic Cash“. Seit 1979 beinhaltet die EC-Karte die Möglichkeit, Geld am Automaten abzuheben, und seit 1990 kann auch mit Karte und Geheimzahl im Laden bezahlt werden. Im Jahr 2007 erfolgte dann eine Umbenennung von EC-Karte in Girocard. Bis vor Kurzem war die Girocard beinahe bei jedem Girokonto dabei.
Es handelt sich um eine deutsche Insellösung, die funktioniert, weil es sich bei der Girocard um ein internationales Zahlungsmittel handelt. Weil dies für viele Kunden aber kaum akzeptabel sein dürfte, haben sich die deutschen Geldhäuser Partnerunternehmen gesucht, die die Funktion der Girocard im Ausland ermöglichen.
Dabei handelt es sich im Wesentlichen um zwei so genannte Co-Marken (Co-Brandings oder Co-Badges): „Maestro“ von Mastercard und „V-Pay“ von Visa. Ein Co-Badge erkennst Du an einem zweiten Logo auf der Karte (ebensowohl Maestro oder V-Pay) neben dem Girocard-Logo.
Die Deutschen greifen zur EC-Karte immer häufiger – 5,9 Milliarden Mal im Jahr 2021. Das sind 8 Prozent mehr als im Vorjahr und bereits 20 Prozent mehr als im Jahr 2020, dem Beginn der Corona-Pandemie. Diese Zahlen zeigen, dass die Zahlung per Karte weiterhin an Bedeutung gewinnt und nicht abnehmen wird. Doch das deutsche Erfolgsmodell Girocard bröckelt dennoch.
Nachteile der Girocard
Der größte Nachteil der Girocard ist, dass du damit meistens nicht direkt online einkaufen kannst. Viele Menschen greifen deshalb auf alternative Zahlungsmethoden wie Kreditkarten oder Paypal zurück, um online zu bezahlen.
Seit Mai 2021 gibt es allerdings einen neuen Anlauf der deutschen Kreditinstitute, um gegenüber den amerikanischen Anbietern aufzuholen: Die bestehenden Online-Bezahlverfahren Giropay und Paydirekt wurden unter dem Namen Giropay zusammengelegt. Das System basiert technisch auf der Online-Banküberweisung und soll einfaches Bezahlen im Internet ermöglichen. Es wird sich zeigen, ob sich die Neuauflage gegen Paypal und Visa/Mastercard behauptet kann – aber vielversprechend ist die Sache jedenfalls!
Ein weiterer Nachteil der Girocard ist, dass viele EC-Karten nicht mit Apple Pay und Google Pay verknüpft werden können. Das heißt, die Girocard hat oft das Nachsehen, wenn es darum geht, mit dem Handy oder einer Armbanduhr zu bezahlen. Einige Sparkassen bieten ihren Kunden jedoch die Möglichkeit, ihre EC-Karte auch mit Apple Pay zu verknüpfen – aber im Vergleich zu Visa- und Mastercard-Karten fast aller Banken ist dies bisher nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Die Girocard ist noch lange nicht am Ende. Sie ist weiterhin die erfolgreichste Zahlungskarte in Deutschland. Es gibt immer noch gute Gründe, warum man eine EC-Karte haben sollte.
Vorteile der Girocard
Wenn Du so oft wie möglich bargeldlos zahlen willst, ist eine Girocard auch in den kommenden beiden Jahren in Deutschland unverzichtbar.
Viele Behörden, Apotheken, Fahrrad-, Motorrad- und Autowerkstätten sowie viele kleinere Geschäfte akzeptieren keine Karten von Visa oder Mastercard – eine EC-Karte hingegen schon.
Frag doch mal in Deinen Lieblingsläden nach; Du wirst überrascht sein, wie viel häufiger die Girocard noch immer akzeptiert wird im Vergleich zu Visa und Mastercard. Lediglich große Märkte und Ketten nehmen die US-Karten meist ebenso häufig an wie die deutsche EC-Karte.
Während Du mit manchen Karten von Visa und Mastercard nur ein paar Mal pro Monat kostenlos Geld abheben kannst, ist das bei der Girocard meist unbegrenzt möglich. Zusätzlich lässt sich teilweise auch im Einzelhandel Geld abheben, etwa bei DM Edeka oder Rewe.
Überlege Dir, ob Du in Deinem Alltag eine Girocard brauchst und wie viel Du bereit bist, dafür auszugeben. Du kannst mit um die 1 Euro Gebühr pro Monat rechnen.
Was wäre, wenn die Girocard verschwunden wäre?
EC-Karten sind Kreditkarten, die von einer Zentrale ausgestellt werden. Wenn es keine EC-Karten mehr gäbe, müssten die meisten Bankkunden künftig mit Visa- oder Mastercard-Kreditkarten bezahlen und Geld abheben. Die Karten funktionieren in der Regel weltweit und auch online, was praktisch ist.
Wenn die Girocard abgeschafft würde, hätten bedeutsame Teile des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in Deutschland jedoch nur noch zwei amerikanische Anbieter. Die Abhängigkeit von einem einzigen Land bei kritischer Infrastruktur wie dem Zahlungsverkehr kann riskant sein.
Allerdings ist auch klar: Die Girocard ist nicht ohne Grund in Bedrängnis geraten. Die amerikanischen Anbieter haben sich in den letzten Jahren als innovativer herausgestellt.
Fazit
Die Girocard, die viele Menschen als EC-Karte bezeichnen, ist eigentlich eine deutsche Lösung und ein erfolgreiches Modell, das seit Jahrzehnten existiert. Mithilfe ausländischer Partner funktioniert die Girocard auch außerhalb Deutschlands.
Doch nicht immer kannst Du mit der Girocard online oder per Smartphone bezahlen. Das ist ein Grund, warum immer mehr Banken ihren Kunden statt einer EC-Karte oder zusätzlich dazu Karten von Visa und Mastercard anbieten. Und seit dem angekündigten Rückzug der Auslandsfunktion Maestro steht die Zukunft der Girocard als Ganzes infrage.
In Deutschland wird die Girocard deutlich häufiger akzeptiert als Visa und Mastercard. Wer im Jahr 2022/2023 möglichst oft bargeldlos zahlen möchte, kann kaum auf eine EC-Karte verzichten.